Elke Lorenz-Krone hat den Ruhestand erreicht und schließt nach 35 Jahren ihre Praxis in Liebengrün

Beinahe das halbe Dorf war gekommen, um seine Zahnärztin in den Ruhestand zu verabschieden. Elke Lorenz-Krone hatte am 31. Januar ihren letzten Arbeitstag. Ab sofort ist die Praxis geschlossen. 
Liebengrüns Ortsbürgermeister Gordon Stockburger und Manuela Fröhlich hatten vorgeschlagen, zusammen zur Verabschiedung zu gehen. Etwa 70 Menschen, die meisten aus Liebengrün kamen. Die Zahnärztin und ihr Team mit Sindy Wurmehl, Josephine Mettke und Ramona Greiner waren völlig überrascht und sehr berührt. 
Es gab viele Blumen und kleine Geschenke. Backfrau Viola Karl hatte eine große Fototorte gemacht. Gordon Stockburger ein beleuchtetes Model vom Liebengrüner Rathaus bestellt. Dort hatte die beliebte Zahnärztin vor mehr als 35 Jahren ihre Praxis eröffnet und ist dem Ort treu geblieben, obwohl sie im Vogtland lebt. 
Elke Lorenz-Krone hat weit mehr als 4000 Patienten behandelt. Manche als Schmerzpatienten im Notdienst, meist aber Menschen aus dem Ort und den umliegenden Dörfern.  Ganze Familien habe sie begleitet, erzählen die Leute vor der Praxis, und dabei vieles miterlebt, Freud und Leid geteilt. 
Mal saß ein Junge aus Angst vor der Behandlung unterm Tisch im Wartezimmer. Ein Patient hatte sich so viel Mut angetrunken, dass er im Vorraum eingeschlafen ist. Wenn Patienten nicht mehr in die Praxis kommen konnten, ist die Zahnärztin nach Hause oder in das Pflegeheim gefahren. Dort konnten keine Füllungen ersetzt werden, aber Schmerzen gelindert und so mancher Zahn gezogen werden.    
Elke Lorenz-Krone denkt gern an die Behandlungen der Menschen mit Behinderung aus Altengesees zurück. Die kamen gleich als Gruppe. Jeder in seiner Art sei liebenswürdig. 
Zwei Jahre länger als nötig, hat die beinahe 68-Jährige die Praxix geführt.
Ab 1. Februar hat Liebengrün keinen Zahnarzt mehr. Vom Team wechselt eine Angestellte in die Praxis nach Remptendorf, eine zweite zieht aus persönlichen Gründen nach Sachsen und die dritte Kraft tritt in den Ruhestand.
Die Einwohner dankten, sind aber auch verunsichert, einige gar verärgert, dass keine Nachfolge gefunden wurde. Die Politik kümmere sich nicht. Die bürokratischen Hürden für eine eigene Praxis seien zu hoch, unsere Gegend nicht attraktiv genug.
Und trotzdem haben nicht alle die Hoffnung aufgegeben, dass die Schließung nicht dauerhaft ist. 
Remptendorfs Bürgermeister Tino König ist seit April 2024 bemüht, einen Nachfolger für die Praxis zu finden. Er engagiert sich auf verschiedenen Plattformen, hat Kontakt zu anderen Aktiven. Zusammen war man bei Netzwerktreffen für Ärzte und Zahnärzte. Unter dem Titel Intermezzo findet im Frühjahr dieses Jahres eine Praxistour durch den Saale-Orla-Kreis statt. Angehende Zahnärzte werden durch den Landkreis geführt, ihnen die Region gezeigt und Kontakt zu drei niedergelassenen Ärzten hergestellt. Damit wird ein ehrlicher Austausch zwischen Studierenden der Zahnmedizin und Ärzten der Region möglich. Es kann offen über Vorteile und Nachteile einer Praxis in der Gegend gesprochen werden. Die LEADER-Aktionsgruppe unterstützt diese Praxistour. „Ich habe die Hoffnung für eine Wiedereröffnung der Zahnarztpraxis noch nicht aufgegeben“, sagt Bürgermeister Tino König.  
   

Text und Bild: Sandra Smailes